Schneeberg als Schutzhütte

Seit dem Beginn der Abbautätigkeit am Schneeberg waren die Menschen der Natur der Bergwelt ausgesetzt. Jeder Weg zum Arbeitsplatz war eine anstrengende Bergtour. Unwetter und Schneestürme haben die Fußgänger bedroht, der rote Sonnenuntergang im bleichen Fels der “Schneeberger- und Moarer Weißen” hat die Betrachter immer schon zum Staunen gebracht, obwohl der harte Weg und die Arbeit wenig Freiraum für Naturgenuss ließen.

Nicht nur Bergwerksbedienstete kamen auf den Schneeberg. Viele der Besucher würde man heute als Touristen bezeichnen. Erwähnt sei auch der uralte Höhenweg über den Schneeberg, der das hintere Ötztal mit dem Sterzinger Raum verband und viel begangen wurde.

Mit dem seit Alters bestehenden “Wirthshaus” in St. Martin am Schneeberg auf 2354 m Meereshöhe waren die Voraussetzungen für den ersten hochalpinen Tourismus Tirols geschaffen.

1795 verbrachte der Privatmann Joseph von Nowack aus Meran sieben Tage am Schneeberg.

1798 schrieb Joseph von Sternbach ins Gästebuch: ”Vorigen Tags befuhr ich den Berg, Tags darauf kletterte ich auf die Berge den Fernern zu, teils selbe zu bewundern, dann auch verschiedene Landschaften zu sehen.”

“Das Schöne und das Schauderliche der Natur am Schneeberg”, wie Johann Nepomuk Tauber 1826 ins Buch notierte, zog immer mehr Besucher auf den Schneeberg. 1835 führte der erste Bergführer namens Schmidt den Herrn Alois Bederlunger aus Innsbruck über die Stubaier Gletscher zum Schneeberg. In den 60iger Jahren des 19. Jahrhunderts häufen sich die Eintragungen von Bergführern mit Gästen aus dem Stubai-, Ridnaun-, Ötz- und Passeiertal.

1871 führte Richard Getberlet aus München mit den Stubaier Führern Urbas und Pferrschaller ausgehend vom Schneeberg über die Botzerscharte die Erstbesteigung des Wilden Pfaff und des Wilden Freigers durch und vermerkte im Gästebuch: ”Der Schneeberg ist als vortreffliches Standquartier für eine Reihe der interessantesten Ausflüge sehr zu empfehlen.”

In der Einteilung der Alpen liegt der Schneeberg in den “Stubaier Alpen”, welche sich im Alpenhauptkamm vom Timmelsjoch im Westen bis zum Brennerpass im Osten erstrecken. Die Berggipfel des Zuckerhütl (3505 m), des Wilden Pfaff (3457 m), des Wilden Freiger (3418 m) und des Botzer (3251 m) sind in einer Tagestour erreichbar, was von den Siedlungen im Talboden aus nicht möglich war.

Bis zur Eröffnung der eigentlichen Schutzhütten in den Stubaier Alpen um die Jahrhundertwende (Teplitzer Hütter 1887, Grohmannhütte 1889, Müllerhütte 1891, Becherhaus 1894) blieb das “Gasthaus-Schneeberg” am Mundloch des Martinsstollen das einzige Basislager für Hochgebirgstouren in diesem Gebiet.

1904 wurde das alte Knappengasthaus abgetragen und wich der “Oberen Kaue”. Das neue “ärarische Gasthaus” wurde von 1902-1904 in westlicher Verlängerung an das “Herrenhaus” angebaut.

Nach der Betriebsauflassung am Schneeberg im Passeier 1967 ging die Geschichte der “Schneeberg Hütte” erst 1972 weiter. Der ehemalige Knappe Aldo Sartori aus St. Leonhard in Passeier errichtete mit großem persönlichen Einsatz und der Unterstützung des italienischen Alpenvereins CAI (Sektion Meran) in der Ruine des ehemaligen “Herrenhauses” eine einfache Schutzhütte, welche er in den Sommermonaten bis 1990 führte. 1995 lief der Pachtvertrag des CAI mit dem neuen Eigentümer, dem Land Südtirol aus. Das Landesbergbaumuseum als Trägerorganisation verpachtete die Hütte direkt.

In der Gegenwart ist die Schneeberghütte, welche aus dem restaurierten “Herrenhaus” und dem 1904 angebauten Gasthaus besteht, in der Doppelfunktion als “Museum” und alpiner Schutzhütte mit hundert komfortablen Schlafplätzen in Zimmern und Lagern gut in das Schutzhüttennetz der Stubaier- und Ötztaler Alpen eingebunden. Erwähnenswert ist die Initiative von 13 Schutzhütten zwischen Brenner und Meran, welche gemeinsam unter dem Motto “Von Hütte zu Hütte” für das Gebiet und die Höhenwege werben.