Vom Bergbau zum Museum

Bereits kurz nach der Auflassung des Knappendorfes St. Martin am Schneeberg (1967) wiesen Knappen mit Bedauern auf Plünderungen in St. Martin und den Abtransport wertvoller Relikte des Bergwerkes hin und regten ein Aufbewahren historischer Objekte an gesichertem Ort an.

Der deutsche Autor Hans Michael Voelckel wanderte 1969 erstmals von Saltnuss im Passeier zum Schneeberg und war überrascht von den brachliegenden Schätzen der einzigartigen Bergbautradition in dieser großen Höhe. Er widmete sich der Erforschung der Geschichte des Bergwerkes und veröffentlichte 1979 sein erstes Buch über den Schneeberg. Er regte darin hauptsächlich die Erhaltung und Beschilderung der “wahrscheinlich weltweit größten Erz-Übertage-Förderanlage auf Schienen als Bodendenkmal der Ingenieurskunst und der ungeheuren Leistung unermüdlicher Bergknappen” an.

In erster Linie ist die Entstehung des Bergwerkmuseums aber das Verdienst des damaligen Landesrates und heutigen Präsidenten des Südtiroler Bergbaumuseums Karl Oberhauser aus Sterzing. 1981 hat er bei einer Wanderung auf den Schneeberg, beeindruckt von der sichtbaren Arbeitsleistung der Vorfahren unter extremen Bedingungen, die Idee des Südtiroler Bergbaumuseums geboren und diese durch sein politisches Geschick und die entsprechende Hartnäckigkeit konsequent verwirklicht.

Nach den unüberlegten Zerstörungsarbeiten am Schneeberg und der Schließung des Bergwerkes im Ridnaun 1985, lud Oberhauser die zuständigen Landes- und Gemeindepolitiker, den Historiker Georg Mutschlechner sowie Mitglieder des Freizeitringes Ridnauntal zu einem ersten Lokalaugenschein zum Schneeberg und nach Maiern. Dabei wurde die Erhaltung bestimmter Bergwerksstrukturen vereinbart.

Im Jahre1987 kam es zur Gründung einer Fachkommission auf Landesebene unter der Leitung von Dr. Hans Kopfsguter und von örtlichen Museumskomitees in Ridnaun unter Führung von Hermann Schölzhorn und in Passeier unter Führung von Karl Lanthaler. Die Komitees, vor allem jenes in Ridnaun, entwickelten in den folgenden Jahren eine sehr rege Tätigkeit, und versuchten dabei besonders die örtliche Bevölkerung in das Geschehen einzubinden, um eine möglichst breite Mitarbeit zu erwirken. Es wurden Lehrgänge zum Schneeberg bzw. Lehrfahrten zu Schaubergwerken ins Ausland organisiert. Man startete eine intensive, umfassende Sammeltätigkeit, es folgten Fachvorträge, Interviews und Gesprächsrunden mit ehemaligen Bergleuten und Fachkräften aus dem Bergbau; Fotoausstellungen, einen Quizwettbewerb, eine künstlerische Installation, besonders festlich gestaltete Barbarafeiern, die Erstellung des Videofilms “Erztransport vom Schneeberg”, die Veröffentlichung neuer Bücher.

Das Kirchlein Maria Schnee in St. Martin wurde wieder aufgebaut, die Barbara- und die Votivkapelle in Maiern saniert. Das Komitee in Ridnaun stellte über die Gemeinde Ratschings auch fünf ehemalige Knappen ein, um altes Bergwerksgerät einzusammeln und zu reparieren, sowie die gesamte Übertage-Förderanlage von Verwuchs und Geröll zu säubern, zu reparieren und einen Lehrpfad anzulegen.

Nachdem durch den besonderen Einsatz Oberhausers und die zielgerichtete Arbeit der Komitees die politische Zustimmung der Landesregierung zur Errichtung eines Südtiroler Bergwerksmuseums erreicht war, beauftragte das Landesamt für Hochbau den Architekten Franco Tardivo aus Bozen mit der Ausarbeitung eines Sanierungs- und Museumsprojektes für die Bergwerksanlagen in Maiern, welches in intensiver Zusammenarbeit mit dem örtlichen Komitee und dem inzwischen gegründeten Verwaltungsrat des Landesbergbaumuseums von 1989 bis 1993 verwirklicht wurde.